SIMONE HAMANN c o m b s o f t h o u g h t s | f o g p a t c h e s | f r e e w a y s / s t r i n g s 2o14

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Simone Hamann: freeways | combs of thoughts | fog patches/ strings, 2014
Ausstellung vom 25.9.-9.10.2015 in der Galerie GOLDNUSS | Bogen
Schon Albrecht Dürer bemerkte, „dass man allein viel seltsams Ding mit einer Linie machen
kann“i.

Auch Simone Hamann stellt sich in der Ausstellung
„freeways | combs of thoughts | fog patches/ strings“,
die vom 25.9. bis 9.10.2015 in der Galerie Goldnuss in Bogen stattfindet, der Frage, wie sich das grafische Element der Linie auch in der Malerei verwirklichen lässt.

Nach Werkserien der Wolken und bubbles (2012 – 2014), in denen sich die Künstlerin vor allem mit der stofflichen, ephemeren Form der Wolke und ihrer Reduktion auf Punkte und runde Flächen auseinandersetzte, wendet sie sich seit 2014 konsequent dem zweiten grafischen Grundelement zu: der Linie. Und doch geht es auch hier wieder um das universelle Thema der Malerei: wie und woraus entsteht ein Bild? Simone Hamann, in Bogen aufgewachsen und zur Schule gegangen, absolvierte ein Studium der Malerei, Kunst und Philosophie in Rom, Passau und München. In dieser Ausstellung geht sie nicht nur persönlich, sondern auch formal zurück zu den Anfängen. Sie begreift das Medium der Malerei als ein Experimentierfeld für die seit Anbeginn der kreativen Tätigkeit des Menschen verfügbaren Mittel: Malgrund, Farbe, und ein Gerät zum Farbauftrag. Variantenreich und immer wieder überraschend stellt sie sich und folglich uns vor die Denk- und Sehaufgabe: Welche gestalterischen Möglichkeiten bieten diese Grundlagen?

Für die in der Galerie Goldnuss gezeigten Serien
freeways | combs of thoughts | fogpatches
aus der Werkgruppe der strings präpariert die Künstlerin einen breiten Pinsel so, dass einzelne Haare verkleben und seine Borsten sich zu einem Kamm spreizen.
Sodann nimmt sie die selbst angerührte Farbe aus einem Farbbecher auf und streicht über die Leinwand. Es entsteht eine zinnen-artige Struktur: Die Linien verlaufen in variierender Stärke stets vertikal und fransen an der Stelle, wo der Pinsel abgesetzt wird, aus. Wie sanft geschwungene, sich zu den Spitzen hin verjüngende Haarsträhnen, durch die ein Kamm fährt, oder leise am Fenster herunterlaufende Wassertropfen mutet diese Vielzahl von sich überlagernden Linien an. Oder wie ein sogbildender Wasserfall, der sich an manchen Stellen zu Nebelfeldern, oder im wörtlichen Sinne Nebel-Aufklebern – fog patches – verdichtet. Die Farbschlieren bewegen sich in dem Spannungsfeld von Linie und Farbfeld, Gegenständliches und Abstraktes sind ineinander gebettet. Die Linie ist mal bezeichnend, mal befreiend; oder, wie Wassily Kandinsky in dem Aufsatz „Über die Formfrage“ von 1912 feststellte: „Jede Form ist vielseitig. Man entdeckt an ihr immer und immer andere glückliche Eigenschaften.“ii

In ihrer wechselhaften Zusammensetzung und seriellen Anordnung suggerieren diese Linien-Spiele wiederum – wie schon in früheren Arbeiten– eine Ahnung von Unendlichkeit und deuten hin auf Simone Hamanns persönliche Reflexion der Welt.
Text von Claudia Leonore Kreile

i Albrecht Dürer: Underweysung der Messung, S. 8., in: Werner Hofmann: die Schönheit ist eine Linie, München
2014, S. 15.
ii Wassily Kandinsky: Über die Formfrage, in: Der Blaue Reiter, hg. v. Wassily Kandinsky und Franz Marc,
München 1912, Neuausg. In: Wassily Kandinsky, Essays über Kunst und Künstler, hg. v. Max Bill, Stuttgart 1955,
S. 39.

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